Kommentar zu Bajo la Piel, Francisco Lombardi, 1996




Diese peruanisch-spanische Koproduktion ist nicht nur ein gut erzählter Krimi, es ist auch ein Film, der wie oft bei Francisco Lombardi dessen Lust zum Mix von brachialer sozialer Wirklichkeit mit literarischer Musik erkennen lässt. Pancho Lombardi ist auch hier sich selber treu, indem er sich wieder einmal von der Literatur inspirieren zu lassen: Obwohl Bajo la Piel, frei übersetzt „Unter die Haut“ keine Romanverfilmung ist, ähnelt er im Ton und Aufbau anderen Filmen wie Muerte al amanecer, La ciudad y los perros, Sin compasión, Pantaleón y las Visitadoras, No se lo digas a Nadie, Tinta Roja und die vor kurzem erschienenen Mariposa Negra, um einige Titel seiner Filmographie zu nennen.

Lombardi in diesem Film der Frage nach: wie kann sich ein normaler Mensch plötzlich in einen bewußten Mörder verwandeln? Er findet kein rationalen Antworten, sucht sie auch nicht. Er erzählt deshalb eine Geschichte, wie sie Edgar Allan Poe hätte schreiben können, doch übertragen auf die Küste Perus, genauer in die Nordküste.

Edgardo Rivera Martinez nennt die peruanische Küste "La costa de los muertos", die Küste der Toten, er sieht sie grau und wüstenhaft. Unendliche "arenales, lomas y colinas", ohne jegliches erkennbares Leben, wo der Himmel auch nicht blau, klar und entfernt liegt, sondern sich düster oder für ein paar Monate brennend auf einen legt. Man gewinnt den Eindruck das hier alles Bewegungslosigkeit und Tod sei, oft muss man nicht weit in die Wüste hineingehen um Lehmreste der alten Städte und Friedhöfen zu finden. Doch selten und doch immer wieder wird diese Wüstenküste von pulsierenden und gewalttätigen Küstentälern durchkreuzt.

An dieser Küste Perus wohnt gegenwärtig 70 Prozent der Bevölkerung des Landes, und vor der Ankunft der Spanier, und sogar vor den Inkas, lebten hier verschiedene Hochkulturen wie zum Beispiel die Mochicas, Menschen die ihr Leben und Grausamkeiten tabulos in Ton und auf Ton darstellen wussten. Es ist also auch ein Film über die „Kunst“ Perus, Faszination und Schrecken, Schönheit und Groteskes koexistieren zu lassen. Ein Erbe, dass einem im heutigen Perú auf Schritt und Tritt begegnet.

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